Geschichtliches zur Münstermauer
Rheines historische Blütezeit waren das 15. und 16. Jahrhundert. Die stattliche Kirche legt davon Zeugnis ab. Die um 1520 erreichte Ausdehnung des Stadtkerns und auch die Zahl von etwa 400 Hausstätten blieben bis zur Gründung der ersten Fabriken konstant, auch als die Stadtmauer ihre Funktion verlor.
Der Name der Gasse, früher auch „Hinter der Mauer“ genannt, erinnert an die frühere Stadtbefestigung. Hier gab es einst zahlreiche Mauerhäuser. Die beiden einzigen heute vorhandenen Häuser dieser Art findet man an der Münstermauer 25 und 27. Diese stellten mit dem Neuen Hospital, der Bönekerskapelle und dem ehemaligen Staelschen Adelshof bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts einen Altstadtkern der besonderen Art dar. Das traditionsreiche „Barönchen“ schloss das Ensemble im Osten ab. Das benachbarte Münstertor bildete den südlichen Ausgang in Richtung der Bischofsstadt Münster.
Bis Anfang des 19. Jahrhunderts siedelten sich in dieser kleinteiligen Enge vor allem Wollweber an, Mitglieder der wichtigsten Zunft in Rheine.
Die Besonderheiten des Mauerhauses MM27 im Überblick:
- Baugeschichtliche Besonderheit als eines der wenigen erhaltenen Exemplare typischer Mauerhäuser mit Balken aus dem 16. Jahrhundert
- Einziger erhaltener Rest der alten Stadtmauer von etwa 1320 als Fundament im Keller zugänglich
- Erhalt einer ungewöhnlichen Viehrampe, die hinunter zu den Ställen im ehemaligen Stadtgraben führt
- Beispiel für 450 Jahre beengtes Wohnen der „kleinen Leute“ von Rheine
Das Mauerhaus-Bauprinzip
Bei der Münstermauer Nr. 27 handelt es sich um eins der letzten Exemplare eines vom 15. bis zum 18. Jahrhundert in Rheine häufig gewählten Typs des „overgetimmerten“ Hauses. Der Traufenüberstand im ersten Stock schuf gerade bei den kleinen, an die ehemalige Stadtmauer geschmiegten Häusern wichtigen Platz für Vorräte, später zum Wohnen.